Eine Ausstellung im Dresdner Hygienemuseum plädiert in einer Welt vollkommener Normierung für das Recht auf Unvollkommenheit Von Ulrike Baureithel.
A m Anfang steht eine Naturidylle: Unter Zypressen und weitem Himmel eine Herde friedlich weidender Schafe. Die Genrelandschaft des 18. Jahrhunderts ruft Hesiods Goldenes Zeitalter zurück, jenes ursprüngliche Arkadien, bevor Prometheus das Feuer raubte und die Arbeit in die Welt brachte. Am Ende wieder Schafe: Diesmal als Installation, die Leiber aufgerollt aus "wolligen" Telefonschnüren, statt Beine Hörer angesetzt, auf dem Rumpf ein Telefonapparat. Der Urgrund des Lebens mutiert zur "Information" schlechthin, von der der Philosoph Peter Sloterdijk behauptet, sie sei die "Geist" und "Materie" versöhnende Kraft. Dolly, das Klonschaf, als Fleisch gewordene Überwindung des ausweglosen philosophischen Dualismus.
Dazwischen liegt der mühsame Aufstieg des "Mängelwesens" Mensch, dessen technischer Geist, so Arnold Gehlen ...