Account/Login

Das französische Duell

Axel Veiel
  • Sa, 06. Mai 2017
    Neues für Kinder

     

Die Franzosen entscheiden am Sonntag, wen sie als neuen Präsidenten haben wollen.

Marine Le Pen Foto: AFP
1/3
Die Franzosen wählen am Sonntag ihren Präsidenten. Selten war das so spannend wie diesmal. Ein Mann und eine Frau treten gegeneinander an. Sie liefern sich ein Duell. Wer gewinnt, zieht in den Elysée-Palast ein – als Nachfolger des bisherigen Präsidenten François Hollande. Er – oder sie – hat dort dann fast so viel zu sagen wie früher ein französischer König.

Nicht nur für die Franzosen, auch für die Deutschen ist der Ausgang des Duells wichtig. Frankreich ist Deutschlands wichtigster Verbündeter in Europa. Auf den Wahlplakaten sehen der Mann wie auch die Frau sehr nett aus. Aber das hat nicht viel zu sagen. Die Bilder sind bearbeitet worden. Sie zeigen, wie die beiden gern aussehen würden, nicht unbedingt, wie sie wirklich sind.

Sollte Emmanuel Macron gewinnen (der Mann), er wäre mit 39 Jahren der jüngste französische Präsident, den es je gab. Die meisten Deutschen drücken ihm die Daumen. Was er vorhat, kommt in Deutschland gut an. Macron findet Europa super. Er will helfen, dass die Länder Europas noch enger zusammenarbeiten. Gemeinsam mit der Regierung in Berlin hofft er, das zu erreichen.
Ansonsten ist er ein lockerer, verträglicher Typ, der den Menschen möglichst viel Freiheit lassen will. Ob Christen oder Muslimen, aus Afrika stammenden Franzosen oder Franzosen, die schon immer im Land gelebt haben: Alle sollen sie sich in Frankreich zu Hause fühlen, findet Macron.

Einem Teil der Franzosen ist der Mann allerdings zu locker. Sie wollen nicht nur die Freiheit, zu tun und zu lassen, wonach ihnen der Sinn steht. Vor allem arme Franzosen erwarten von einem Präsidenten auch, dass er sie entschlossen unterstützt, ihnen zu Arbeit und Geld verhilft. So wie es aussieht, hat Macron allerdings gute Chancen, am Sonntag zu gewinnen. Von 100 Franzosen wollen ihn angeblich 60 wählen.

Marine Le Pen (die Frau) ist ein ganz anderer Typ. Sie ist nicht locker, sondern streng. Oft ist sie zornig. Zornig ist sie vor allem auf die Politiker, die Frankreich lange Zeit regiert haben. Sie hätten sich um die Armen im Land nie groß gekümmert, sagt Le Pen. Zornig ist sie aber auch auf Europa. Von der Zusammenarbeit der Europäer hält sie gar nichts. Frankreich soll allein glücklich werden, findet sie. Was von draußen ins Land kommt, mag sie nicht. Ob Ausländer, im Ausland hergestellte Dinge oder das gemeinsam mit anderen europäischen Staaten eingeführte Geld, den Euro – Le Pen will diese Dinge in Frankreich nicht haben. Wenn es nach ihr geht, werden keine ausländischen Flüchtlinge mehr in Frankreich Schutz finden. Den Euro möchte sie abschaffen und durch das alte französische Geld ersetzen, den Franc. Und damit die Franzosen möglichst wenig im Ausland Hergestelltes kaufen, will sie es durch hohe Steuern abschreckend teuer machen.

Le Pen behauptet, dass Frankreich ohne fremde Einflüsse übersichtlicher, ordentlicher, sicherer wäre. Und sie tut in ihrem Zorn so, als würden alle Franzosen denken wie sie. Aber das stimmt nicht. Die meisten Franzosen wollen so ein Frankreich ohne fremde Einflüsse nicht haben. Allerdings wollen immerhin 40 von 100 Franzosen am nächsten Sonntag wohl Le Pen wählen.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Mai 2017: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel