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Haustiere in den Ferien

Ausgesetzte Exoten gefährden das Ökosystem

  • dpa

  • Mi, 12. August 2015, 00:00 Uhr
    Südwest

     

Der Naturschutzbund Baden-Württemberg hat angesichts der Ferienzeit davor gewarnt, Tiere auszusetzen.Dabei geht es nicht nur um Tierquälerei – und nicht nur um Hunde, Hasen und Katzen.

Ein Einwanderer breitet sich aus – der Ochsenfrosch.   | Foto: dpa
Ein Einwanderer breitet sich aus – der Ochsenfrosch. Foto: dpa
STUTTGART (dpa). "Exotische Arten haben im Freiland nichts zu suchen, weil sie die gewachsenen Ökosysteme durcheinanderwirbeln", sagte Nabu-Landeschef Andre Baumann in Stuttgart.

In den Sommerferien steige die Artenvielfalt im Südwesten regelmäßig sprunghaft an. "Kurz vor dem Abflug in den Urlaub werden im ganzen Land Terrarien geleert. Schmuckschildkröten, Frösche und Echsen, Falter und anderes Getier aus aller Herren Länder werden einfach ausgesetzt", sagte Baumann. "Nicht umsonst tauchen Kaimane und Würgeschlangen jedes Jahr aus dem Sommerloch auf."Doch der Heißhunger mancher exotischer Tierarten könne gefährdeten einheimischen Tierarten zum Verhängnis werden, betonte der Naturschützer. Als Beispiel nannte er Ochsenfrösche, die sich am Oberrhein ausbreiteten. Die Naturschutzverwaltung müsse die bis zu einem Kilogramm schweren und 20 Zentimeter großen Frösche mit erheblichem Aufwand bekämpfen, damit Amphibien, Insekten, Kleinvögel, Schlangen und Fische nicht aus den Ökosystemen "eliminiert" werden. Ab 1930 seien Ochsenfrösche zur Froschschenkelzucht in der italienischen Po-Ebene gezielt angesiedelt worden und hätten sich von dort ungebremst über Frankreich bis an den Oberrhein ausgebreitet.

"Außerdem können exotische Tierarten bislang unbekannte Krankheiten in die Ökosysteme einschleppen", warnte Baumann. "In Deutschland und weltweit brechen Amphibienbestände von einem Jahr aufs andere in sich zusammen. Schuld daran ist eine Pilzinfektion." Chytridpilze etwa seien in Afrika beheimatet und besiedelten die Haut dort heimischer Krallenfrösche. Diese seien daran angepasst und gegen den Pilz immun. Mit Krallenfröschen wurden laut Baumann einst Schwangerschaftstests vorgenommen, die Tiere in Apotheken und Laboren gehalten. "Bestimmt waren es tierliebe Menschen, die Apothekerfrösche ins Freie gelassen haben", sagte der Nabu-Landeschef. "Gut gemeint ist aber nicht gut gemacht: Eine Chytridiomykose-Epidemie wurde dadurch ausgelöst."

Ressort: Südwest

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