Empfehlung der Straßenkommission
Zwölf Freiburger Straßen sollen umbenannt werden
Frank Zimmermann & Yvonne Weik
Do, 06. Oktober 2016 um 11:37 Uhr

Die Hindenburgstraße soll umbenannt werden, sagt der Bericht der Straßenkommission. Foto: Ingo Schneider
Folgende Straßen sind dabei:
- Alban-Stolz-Straße
- Eckerstraße
- Gallwitzstraße
- Hegarstraße
- Hindenburgstraße
- Julius-Brecht-Straße
- Lexerstraße
- Ludwig-Aschoff-Platz
- Ludwig-Heilmeyer-Weg
- Martin-Heidegger-Weg
- Rennerstraße
- Sepp-Allgeier-Straße
Entscheidende Kriterien für die Bewertungen der Kommission waren Bezüge zur:
- Verfolgung von Minderheiten
- zu Diktatur
- Militarismus
- Nationalismus
- Chauvinismus
- Kolonialismus (wobei es in Freiburg keine Straßennamen mit Bezügen dazu gibt)
- und Antisemitismus.
Zu dieser Gruppe B gehören folgende Straßen:
- Arndtstraße
- Conrad-Gröber-Straße
- Fichtestraße
- Freytagstraße
- Hansjakobstraße
- Hermann-Mitsch-Straße
- Jahnstraße
- Körnerstraße
- Linnéstraße
- Richard-Strauss-Straße
- Richard-Wagner-Straße
- Seitzstraße
- Staudinger-Straße
- Weismannstraße
- Zasiusstraße
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Verwaltungstechnisch ist der Heidegger-Weg allerdings der einfachste Fall, da dort niemand wohnt. Aufwändiger dürfte die Bürokratie für Stadtverwaltung und Anwohner bei der Umbenennung von Straßen werden, in denen es viele Haushalte gibt, so zum Beispiel bei der Alban-Stolz-, der Hindenburg- oder der Julius-Brecht-Straße. Deshalb finanziert die Stadt eigens für drei bis vier Jahre eine halbe Stelle in der Verwaltung. Historiker Martin betonte, dass die Kommission auf derartige Faktoren nicht geachtet, sondern sich allein auf die historische Recherche und Einordnung konzentriert habe.
Am 18. Oktober soll der Gemeinderat den Vorschlägen der Kommission grundsätzlich zustimmen, die jeweiligen Umbenennungen sollen dann sukzessive einzeln oder in kleineren Gruppen im Gremium zur Abstimmung gestellt werden. Sozial- und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach betonte, dass man sich zügig an die Umsetzung der Umbenennungsvorschläge und die Hinweistafeln machen wolle.
Von der Arbeit der Kommission betroffen sein könnten auch andere Einrichtungen mit den als kritisch bewerteten Namen, so zum Beispiel in der Kategorie A das katholische Studentenwohnheim Alban-Stolz-Haus, die Erich-Lexer-Klinik, die Station Ludwig Heilmeyer in der Uniklinik oder in der Kategorie B die Hansjakob- und die Staudinger-Schule. Beide, der Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob und der Chemie-Nobelpreisträger Hermann Staudinger sind wegen antisemitischer Äußerungen und Haltungen umstritten. Oberbürgermeister Dieter Salomon begrüßte in einer Pressekonferenz einen Vorschlag des Kommissionsvorsitzenden Bernd Martin, wonach die Schulen sich selbst mit der Vergangenheit ihrer Namensgeber beschäftigen sollten, beispielsweise in Form von Projekten oder im Geschichts-Leistungskurs. Man müsse der hellen Seite dieser Personen ihre dunkle gegenüberstellen. Klar ist jedoch: Am Ende jeder Debatte oder Aufarbeitung muss bei öffentlichen Schulen immer der Gemeinderat über mögliche Umbenennungen entscheiden.
Die Universität begrüßt in einer Stellungnahme die Initiative der Stadt – und will eine eigene Expertenkommission gründen. Sie soll erarbeiten, welche Konsequenzen sich aus den Ergebnissen für die Universität ergeben. Dabei will die Uni eng mit der Stadt Freiburg zusammenarbeiten.
"Die Straßennamen selbst sind inzwischen Teil der Stadt- und Universitätsgeschichte und eine schlichte Umbenennung wäre ein verantwortungsloser Umgang mit der eigenen Geschichte", sagt Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer. Sie seien Teil der Erinnerungskultur, die auch auf dunkle Seiten der Geschichte zu verweisen habe. Die Benennungen sollten laut Schiewer dazu führen, sich damit auseinanderzusetzen, "dass große Leistungen und Verfehlungen Teil einer Person sein können".
Heute Abend werden um 19.30 Uhr im Neuen Ratssaal des Freiburger Rathauses die Ergebnisse des Gutachtens öffentlich vorgestellt.
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