Seborga
Ein vergessener Staat mitten in Europa xxx / Von Emanuel Alloa.
Die Sonnenanbeter, von denen die nordwestitalienischen Strände bevölkert sind, ahnen nicht, was in nächster Nähe vorgeht. Im ligurischen Hinterland, zwischen Genua und Monaco, liegt einer der ältesten Stadtstaaten Europas, der nun wieder aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Läßt man die von Palmen gesäumte Uferpromenade vom Luxusbadeort Bordighera hinter sich, beginnt sofort ein rasanter Anstieg. Eine schmale, kurvenreiche Straße führt rasch auf die Hügel hinauf, welche die Bucht von Bordighera beherrschen. Die üppigen Palmen und Olivenbäume erinnern daran, dass das Gebiet Jahrhunderte lang zu den wohlhabendsten Europas gehörte, nicht zuletzt durch die strategische Position zwischen der Côte d'Azur und der Handelsmetropole Genua. Zwischen den verstreuten Weilern öffnet sich der Ausblick auf die grüne Hügellandschaft, die sich bis ins Endlose erstreckt. Während man nun abermals um die nächste Kurve biegt, stellt sich doch die bohrende Frage: Was, in aller Welt, kann sich zwischen diesen Obstbäumen und den idyllischen Talsenken verbergen?
Am Straßenrand zeigt ein Schild "Km 12" an. Und daneben, für ein Laienauge kaum fest stellbar, ein blauweißes Wappen. In der Ferne taucht nun ein vereinzelter Hügel auf. Nach und nach zeichnen sich, gegen die blendende ligurische Sonne, auf den Hügelflanken die Umrisse ...