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SCHOOLJAM

Do, 19. Januar 2006

Zisch

SchoolJam ist ein jährlich stattfindender Bandcontest, für den sich 800 Schülerbands aus ganz Deutschland beworben haben. Nach mehreren Ausscheidungsrunden spielen die Gewinner unter anderem auf der Musikmesse Frankfurt und bei Rock am Ring. Aus Süddeutschland hatten sich für das Event in Freiburg qualifiziert: Lack of System, Black Sheep, Tinitus, Süd-Apotheke, Best Occasion, Fabulous Issue, Buddha’s Chocolate Company, Engraver

"So gut werden wie Tokio Hotel"

Beim Schülerband-Wettbewerb in der Freiburger Jazz- & Rockschule ging’s auch um die Chance bei Rock am Ring aufzutreten.

Das Kelly-Family-Shirt auf dem Leib, exotische Instrumente wie Kazoo und Tamburin, riesige Sonnenbrillen im Gesicht und die Erklärung, der nächste Song sei dem Sportlehrer Herrn Hans gewidmet: Spätestens als Süd-Apotheke, die nach eigenem Bekunden "verfressenste Band der Welt", auf die Bühne stürmt, kommt bei der Vorrunde des SchoolJam 2006 (siehe Infobox) in der Freiburger Jazz- & Rockschule echtes Schülerband-Flair auf.

Aber schon davor füllen kratzige Stimmen, funky Beats und vereinzelte Gitarren- und Schlagzeugsoli den Saal. Acht Bands sorgen für den Sound – für eine möglichst objektive Bewertung sorgt die Jury, zu der auch Reamonn-Bassist Philipp Rauenbusch gehört. Tatkräftige Unterstützung für das Team könnte vom 7-jährigen Milan Rickhoff kommen. Mit hochgezogenen Augenbrauen bewertet der jüngste Zuschauer: "Die sind ja gar nicht so hart wie ich dachte, hoffentlich haben die nächsten mehr drauf."

Aber auch andere haben etwas zu bemängeln. Lack of System etwa müssen erst mit dem defekten Verstärker kämpfen und werden dann unter falschem Namen angekündigt. Aber nicht nur das: Acht Tage vor dem Auftritt hat sich Gitarrist Raphael Schönegg beim Snowboarden den Arm gebrochen und musste kurzfristig von Luis Seßler ersetzt werden. Und doch zeigen die Saulgauer, dass sie einiges auf dem Kasten haben.

"’s könnt ’n bissl voller sein", begrüßt der Tinitus-Frontsänger das Publikum, "aber so isch’s au’ okay." Tinitus sind aus Tettnang angereist – mit einem vierköpfigen Fanclub im Gepäck. Wie auch die anderen sieben Bands haben sie die Chance, es an diesem Abend in der Jazz- & Rockschule richtig krachen zu lassen – mit dem festen Vorsatz, die Jury von ihrem Können zu überzeugen und als eine von zwei Bands am Ende die begehrte Eintrittskarte für das Internet-Voting bei Viva zu erhalten.

Tatsächlich machen die Bandmitglieder selbst und die mitgereisten Groupies den größten Teil des Publikums aus. Der Rest ist ruhiger und lässt sich nur hin und wieder zu verhalteneren Moves hinreißen: Ganz schön nervig für die ohnehin schon angespannten Bands, die bei der mäßigen Stimmung umso mehr Bühnenpräsenz zeigen müssen. Eigentlich komisch, denn der Abend könnte dank der hier vertretenen Musik-Richtungen leicht zum Pogo-Fest werden. Ob Ska, Rock oder Punk, die Lautstärke und das Tempo stimmen allemal. Nur die – bis auf einen Gitarristen mit Mädels – besetzte Band Best Occasion kommt da ein wenig ruhiger rüber. "Das ist erst der fünfte Auftritt", erklärt der begleitende Lehrer Jochen Braun, "außerdem kommen wir vom Land." Wie die meisten Bands an diesem Abend: Saulgau, Kirchheim sind dabei – Großstädte aber sind spärlich vertreten, nur Stuttgart zeigt sich – aus Freiburg macht keine Schülerband mit.

Egal woher, allerdings: die Qualität der ausgewählten Bands stimmt. Das beweisen nicht zuletzt die extrem stylisch gekleideten Buddha’s Chocolate Company aus Tübingen. In ihrer rockigen "Freiburger Sonate in drei Sätzen" beweisen sie, dass jeder Einzelne dieser Truppe sein Instrument verblüffend stark einzusetzen vermag. Und dass Sänger Samuel Svoboda eine Wahnsinnsstimme hat. Das liegt unter anderem an Samuels professioneller Gesangsausbildung – dank der man ihn sonst "eher im Bereich der Klassik" findet. Ob das Ziel der Band, "so gut zu werden wie Tokio Hotel" erreicht werden kann, ist fraglich: Schließlich wäre das ein unverantwortlicher Rückschritt.

Insgesamt herrscht während vier Contest-Stunden eine super Stimmung. Die Bands applaudieren sich fleißig gegenseitig, geben ihr Bestes, inklusive Ersatzverstärker für die anderen Bands – und am Ende des Abends hat doch die eine oder andere Band zumindest ein weiteres Auftrittsangebot in der Tasche. Die zwei "auserwählten" Sieger-Bands sind nach langer Jury-Sitzung schließlich Buddha’s Chocolate Company und Black Sheep. Beide Bands brauchen jetzt Unterstützungsklicks beim Internet-Voting, um eines Tages bei Rock am Ring aufzutreten.

Mitvoten auf http://www.viva.tv/schooljam und http://www.respect.de

Ressort: Zisch

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 19. Januar 2006:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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