The Streets in Straßburg

Mi, 31. Mai 2006 um 10:56 Uhr

Mike Skinner ist The Streets, und The Streets, das ist Brit-, nein, nicht BritPop, das ist Brit-Rap. Nein, eigentlich HipHop. Oder doch Garage. Oder einfach Electronica? Egal.
Käme Eminem nicht aus Detroit, sondern aus London, er würde Mike Skinner heißen, und er würde sich anhören wie The Streets. Es ist ein typisch britischer Sound: Der Akzent so sehr Londoner Vorstadt, dass man als Mensch vom Kontinent meint, das alles müssen ein großer Scherz sein, der Rhythmus post-kolonial britisch, also karibisch-jamaikanisch, die Vergangenheit Acid House, die Attitüde Punk, und alles ganz nah an der Straße dran, und erfrischend scheppernd unterproduziert.
Zurückhaltung, Schärfe und Bescheidenheit machen laut Mike Skinner das Britische an Brit-Rap aus, und damit hat er Recht. Zwar ist sein Erzählstil der amerikanischen Rap-Kultur entnommen, aber er selbst ist doch textlich eine ganze Ecke schärfer und schlauer als Eminem.Aber wie sein Pendant aus Detroit hat auch Mike Skinner den Hang zu Narzissmus und Skandal: Eine kürzlich überstandene nicht-kokain-freie Yellow-Press-Affäre, machte er gleich zum Thema von “When you wasn't famous”, der ersten Single seines gerade erschienenen und hoch gelobten Albums “The Hardest Way To Make An Easy Living”. Die ebenfalls in die Affäre involvierte Dame ist übrigens die Enkelin von Ringo Starr.
Viel Britischer geht's wohl nicht.

Foto: Stephan Elsemann