SC Freiburg in Leverkusen: Vier Lehrminuten beim Plastikclub

Mo, 01. Februar 2010 um 10:23 Uhr

Die ersten 36 Minuten des Spiels gestaltet die Mannschaft von Robin Dutt eigentlich recht ansehnlich. Nachdem Kießling in der 11. Minute den ersten Befreiungs-Lapsus von Pouplin nicht verwerten kann, kommt der SCF kurz darauf zu zwei hochkarätigen Torchancen durch Cha und Idrissou. Leverkusens Mittelfeld um Kroos und Barnetta lässt in der Folge immer wieder seine Klasse aufblitzen, kommt aber nicht zu zwingenden Chancen.

War das erste Gegentor noch schön herausgespielt, so ist das zweite einfach nur ein fußgerecht serviertes Geschenk von Torhüter Pouplin, der mit seinem zweiten Befreiungs-Lapsus Derdiyok direkt anspielt. Eine Aktion, die in Südbadens Fußballkneipen für kollektive Schreckstarre sorgt. Zum Beispiel im Denzlinger Humpen. Zwei Sekunden Totenstille, bis sich die Gäste am Hefeweizen verschlucken und dann mit einem herzhaft-sauren "Herrgottsacrinochemol" die Faust auf den Tresen knallen lassen.

Zu guter Letzt darf auch noch der alte Mann von Bayer zum 3:0 einnicken; so einen Spieler wie Sami Hypiä würde ich mir auch für den SCF wünschen: gefühlt stand Hypiä ohne höhergradiges Laufpensum immer da, wo der Ball von den Freiburger Angreifern hin gespielt wurde. Wirklich ein Phänomen. Vielleicht hat er ja Lust, noch mal mit 40 Jahren beim SC die Abwehrreihen zu ordnen.

Außerdem könnte er in Anlehnung an die Kölsch-Klotür-Werbung von „Bayer-Flankengott“ Hans-Peter Lehnhoff vielleicht die Zäpfle-Werbung bei uns übernehmen: Sami als neues Rothaus-Biergittle. Ein Gedanke, mit dem ich mich im Verlauf des zusehends verflachenden Spiels immer mehr anfreunde.

Als Lichtblick im Abstiegskampf kann Bastians in der zweiten Hälfte zumindest die Torflaute beenden, ansonsten lässt sich das Spiel des Sport-Club beim abgezockt kickenden Spitzenreiter mit den Worten „stets bemüht“ beschreiben. Bleibt zu hoffen, dass die guten Ansätze der Mannschaft in den nächsten Spielen belohnt und nicht durch teils haarsträubende individuelle Patzer zunichte gemacht werden. Der Weg des SCF zum Klassenerhalt wird auf jeden Fall länger dauern als vier Minuten und vier Sekunden. Wie schrieben doch einst Toni Nachbar und Otto Schnekenburger über den Sport-Club: „Der lange Weg zum kurzen Pass."
- fudder: Interview mit Daniel Caligiuri