Reisinger, Fußballgott! Freiburg erkämpft beim 2:2 gegen Hertha mehr als nur einen Punkt

Sa, 19. November 2011 um 23:29 Uhr

Nach der ersten Halbzeit – Freiburg lag zu diesem Zeitpunkt durch Tore von Ramos (20.) und Niemeyer (45. +1) schon 0:2 zurück und hatte ein kümmerliches Bild abgegeben – war die Stimmung im Dreisamstadion mehr als gedrückt. Die dritte Heimniederlage in Folge schien so gut wie besiegelt zu sein. Symbolisch für die Leistung der Heimmannschaft in der erste Hälfte kann man eine Szene aus der 37. Minute nennen: Der Herthaner Rafael hebelte mit einem einzigen Übersteiger Schuster und Makiadi aus, die zeitgleich zu Boden gingen und dem Ball nur noch aus der Froschperspektive nachschauen konnten.
- Fotos: SC Freiburg - Hertha BSC

Mit der Einwechslung von Stefan Reisinger in der 53. Minute nahm das Spiel eine überraschende Wende: Reisinger rannte und machte und im Stadion kam das Gefühl auf: Hier geht noch was. Spätestens mit Reisingers Anschlusstreffer in der 61. Minute rissen die Hausherren die Platzhoheit an sich.
- fudder-Interview: Stefan Reisinger

Das Publikum pfiff sich die Seele aus dem Leib, die Freiburger rannten weiter und machten die Partie zu einem hoch dramatischen Spiel, das bis zum Ende auf Messers Schneide stand. Irgendwie brachte Reisinger in der Nachspielzeit den Ball dann doch noch zum dritten Mal im Tor unter, diesmal zählte der Treffer. Die Zuschauer skandierten: „Reisinger, Fußballgott!“ Die Spieler schienen nach Abpfiff zu erschöpft zum Jubeln.
Diskutiert wurde freilich weiter. Schlechte, oder zumindest fragwürdige Schiedsrichter-Leistungen gibt es immer wieder, meist werden sich auf dieselbe Art und Weise behandelt: Das Publikum pfeift, die benachteiligte Mannschaft lamentiert, die bevorteiligte sagt, so sei eben der Sport.
An diesem Samstag hatte das Szenario jedoch einen seltsamen Beigeschmack: In Köln war der Schiedsrichter Babak Rafati mit aufgeschlitzten Pulsadern in seinem Hotel gefunden worden, inzwischen ist er außer Lebensgefahr, die Umstände sind weiter ungeklärt. Spekulationen wären wohl fehl am Platze, aber vor einem solchen Hintergrund war der Umgang mit Wingenbachs Leistung dennoch ein anderer. Man muss auch an einem solchen Tag sagen dürfen: Die Leistung des Schiedsrichters war schlecht und durch diskussionswürdige Entscheidungen geprägt.
Die Freiburger Spieler ließen sich trotzdem nicht zu allzu kritischen Äußerungen hinreißen. Julian Schuster, Schütze der noch nicht freigegebenen Ecke, bezeichnete die Entscheidung des Schiris als „korrekt“ und stellt, statt zu lamentieren, die Leistung der Mannschaft in den Vordergrund: „Die zweite Halbzeit spricht für die gesamte Truppe. Es war unglaublich, wie wir zusammen gehalten und uns gegenseitig angefeuert haben. Diese Wahnsinnsmoral wird uns einen Schub geben, um in den kommenden Spielen Punkte zu holen. Man sollte darüber reden, wie wir zurück gekommen sind, nicht über einzelne strittige Entscheidungen.“ Stefan Reisinger – Fußballgott – fasste das Spiel in drei Worten zusammen: „Abhaken, arbeiten, weitermachen.“
Es kommt nicht allzu oft vor, dass eine Mannschaft, die aus 13 Begegnungen ganze elf Punkte geholt hat, so zuversichtlich auf die kommenden Spiele blickt. Und es kommt noch seltener vor, dass sie dazu sogar gute Gründe hat.

- Badische Zeitung:Freiburg erkämpft ein Unentschieden gegen Hertha BSC
- Badische Zeitung: Fotos: Unentschieden beim Spiel SC Freiburg gegen Hertha BSC Berlin