Feierei
Nightlife-Guru: Pure Black Party im Meat & Greet

Mo, 09. März 2020 um 15:01 Uhr
Das Schicksal kann es manchmal schon ironisch meinen, zum Beispiel wenn es Clubs in Freiburg schließt. Als das White Rabbit und dessen veganes Nachbarrestaurant "El Haso" im April 2019 schlossen, konnte man nicht ahnen, dass ein halbes Jahr später das Steakhouse "Meat & Greet" in die einst fleischlosen Räume einziehen würde. Meat & Greet ist, man kann es nicht anders sagen, das Gegenteil des White Rabbit und El Haso. Nicht nur, dass jetzt Rib-Eye-Steak statt Tofu serviert wird; im ehemaligen Hasen trinkt man jetzt Weißwein und trägt weiße Hosen. An den Toilettenwänden kleben keine Antifa-Sticker mehr, sondern edle schwarze Fließen, indirekte Beleuchtung und Papierhandtuchspender, die auch um Mitternacht noch gefüllt sind. Ja, es hat sich einiges verändert seit April 2019. Als der Guru um 23 Uhr die Stufen zum Greet hinabgeht, ist er gespannt herauszufinden, wie jetzt dort gefeiert wird. Es ist Samstagnacht, und an dem Tag soll im Greet die Party "Pure Black #3" stattfinden.
Eins ist wie früher: Die Garderobe ist direkt am Ende des Gangs, wenn man die Treppe runtergeht, und der Gang ist immer noch schön verraucht. Die Frau an der Garderobe ist neu, sie sieht ein bisschen aus wie Katrin Sass und wünscht uns viel Spaß. Der Spaß soll heute im "Greet" stattfinden, der Bar in den alten Räumen des White Rabbits – während es gegenüber, im Steakhaus "Meat", bis Mitternacht "Meat" gibt. Im Greet steht der Tresen immer noch rechts, nur ist er aus hellem Buchenholz, beleuchtet von zahlreichen Hängeleuchten, und im Kühlschrank stehen ordentlich aufgereiht Champagner Flaschen von Perrier Jouët.
Das White Rabbit ist tot und das Greet ist kein Studentenclub, aber das will er auch gar nicht sein. Das Publikum ist Ü30, trägt gerne Hemd und schöne Schuhe. "Die da vorne könnte meine Mutter sein", meint die Begleitung des Gurus, und tatsächlich sehen einige der Gäste so aus, als ob sie selber Kinder haben könnten, die bald ins partyfähige Alter kommen. Als wir ankommen ist es noch relativ leer, aber ab halb 12 füllt sich das Greet.
An diesem Samstag legt "DJ B-Phisto" auf, der neben seinem gewagten Namen noch den Partytitel "Pure Black" mitgebracht hat und laut Facebook "Hip Hop, R’n’B, Dancehall, Old School, New School, Afro Trap, Deutschrap" auflegen will; tatsächlich hört man aber auch sehr viel Latin. B-Phisto dreht die Musik immer lauter, und so fangen immer mehr Leute an zu tanzen. Der Guru kam mit schlechter Laune und ziemlich vielen Vorurteilen ins Greet, und ist doch überrascht, wie gut die Stimmung ab Mitternacht wird. Ist vielleicht doch nicht alles scheiße ab Mitte 30, denkt sich der Guru, und wünscht sich im nächsten Moment, dass er auch mit 30 nicht ins Greet geht und Perrier Jouët trinkt.
Der Guru schaut in sein Cuba-Libre-Glas, das gleiche Getränk, dass er auch vor einem Jahr in diesem Raum getrunken hat, auf einer der letzten Partys des Rabbits. Das Getränk ist das gleiche, alles andere hat sich verändert. Am Tisch nebenan bestellt ein junger Mann einen Eiskübel mit Absolut, er wird mit Wunderkerze serviert, noch so eine Sache, die es im Rabbit nie gegeben hätte. Aber hey, denkt sich der Guru, lass doch mal das Rumheulen wegen des Rabbits und diese herablassende Attitüde dessen Nachfolger gegenüber. Die Leute haben ihren Spaß, man tanzt, redet, lacht – und es wird immer voller. Lasst den Mittdreißigern doch ihren Spaß. Der Guru hätte sicherlich mehr Freude im White Rabbit gehabt, aber der Nightlife-Guru wäre kein Nightlife-Guru, wenn er nicht ein bisschen Toleranz für den etwas gediegeneren Geschmack hätte. Also trinkt er sein Glas bescheiden aus, und tanzt ein bisschen mit.