Nightlife-Guru: Kamikaze-Revival-Party in Schmitz Katze

Mo, 14. Oktober 2013 um 11:42 Uhr

Die Musik ist so laut, dass ich sie schon beim überqueren der Brücke zur Haslacher Straße höre. An der Katzenpforte ist tote Hose. Die Jungs an der Tür haben heute Abend nicht all zu viel zu tun.
Ich komme um 2 Uhr, zahle 6 Euro Eintritt und husche über den leer gefegten Hof. Es schifft seit geraumer Zeit. Türe auf, und ab geht's.
Für eine Kami-Party braucht man keine Deko. Für eine Kami-Party braucht man eine wild feiernde Partymeute, einen mobilen Joster-Zapfhahn und dreckigen, knallharten Elektro. Die Visuals bestehen heute Nacht aus Klub-Kamikaze-Original-Aufnahmen, dem Kami-Logo und alten Kami-Partyflyern. Dies erzeugt eine Atmo, die zwischen Trauer um das gute alte Kami und Freude um dessen einnächtige Reanimation oszilliert.
Ich betrete das Auditorium und kann es kaum glauben: Es läuft "We Are Your Friends" von den Frenchhousierern Justice - der Kami-Schlager schlechthin; meine Begleitung springt los. Ich auch, und dann wird getanzt. Zu Mr. Oizos "Flat Beat" und allem, was der furztrockene Elektrosound in all den Kami-Jahren sonst noch so hergegeben hat.

Die Anlage des Kamikazes hatte ja so seine Macken. Ich erinnere mich an eine Box in der Ecke des DJ-Pults, die so gut wie immer mitschepperte. Das Problem gibt es heute Nacht nicht, die Bässe wummern, die Lautstärkeregler sind voll hochgedreht.
Die Atmosphäre ist wild - auch hinter dem DJ-Pult. Hier sorgt unter anderem Jan Ehret persönlich dafür, dass der Klub Kamikaze eine Nacht lang zu neuem Leben erwacht - im feingerippten, schweißdurchnässten Unterhemd wechselt der jetzige Catman zwischen Plattenteller und Joster-Flasche.
Die Katze ist nicht voll, aber das stört überhaupt nicht: Ich hatte schon Angst, dass der Laden voll ist von Menschen, die den Klub Kamikaze nie von innen gesehen haben.

Die damalige Klub-Kamikaze-Stammbelegschaft tanzt sich im Auditorium die Füße wund, während auf dem Barfloor die Generation "Schmitz Katze" tanzt. Im Auditorium ist es verdammt dunkel, ich bin so wild am tanzen, dass es mir nicht möglich ist, festzustellen, was die Menschen um mich herum für Klamotten tragen.
... bekommt man heute extrem schnell was zum Trinken. Wem der Weg zur Bar zu weit ist, wartet einfach auf Emmes mit seiner Joster-Tankstation, auf Betty BBQ, Freiburgs Drag-Queen Nr. 1, mit ihrer Joster-Flasche, die mir noch so einige Kopfschmerzen bereiten wird, oder den Kerl im weißen Tank-Top, der vor dem DJ-Pult den Joster in Strömen fließen lässt. Zusammenfassung: Joster, Joster und noch mal Joster.

Die Stimmung, die Musik und die Gäste sind schon Kami-Like. Fehlt also nur noch eines: Tote-Nazi-Shots, ein Absinth-&-Jägi-Gemisch. Die gibt's freundlich und schnell an der Theke.
... ist gar nichts los. Alle feiern, der einzige Grund, das Klo aufzusuchen, ist sich den klebrigen Joster wieder von Händen, Armen und Gesicht abzuwaschen. Ich überlege kurz, mein jostergetränktes Unterhemd zu waschen. PS: Kurz habe ich Angst, dickflüssig und rot zu pinkeln. Der Josterstrahl - wie man im Trinkerjargon sagt - bleibt dann aber doch aus.
Emmes in der Funktion als "Joster-Tankwart".

Es ist 5 Uhr, und ich will nicht nachhause. Ich will nicht, dass das Kami wieder schließt. Wer den Klub Kamikaze manchmal vermisst, wurde ganz klar entschädigt. Da hat einfach alles gestimmt: Gäste, Musik und Party-Atmo waren geil. Bitte gerne wieder.
