Ausstellung
Eine Freiburger Künstlerin hat 51 Studierende auf dem Tablet gezeichnet

Fr, 07. Februar 2020 um 10:16 Uhr
Über vier Jahre hinweg hat die Künstlerin Evelyn Hoefs, 53, Freiburger Studierende aller Fakultäten und Fachrichtungen in ihrer persönlichen Uni-Lebenswelt porträtiert. Ob in der Studenten-Café, dem persönlichen Lieblingscafé oder dem Stammplatz in der Fachschafts-Bibliothek. Mobil durch das Zeichnen direkt auf dem Tablet, war ihr es möglich, die Porträts in vertrauter Atmosphäre und mit geringem zeitlichen Aufwand für die Studierenden anzufertigen. Eine Stunde bis anderthalb Stunden benötigte die Berlinerin pro Bild. "Länger kann man ohnehin nicht Modell sitzen", so die Berliner Künstlerin. Und:"Auch das spiegelt sich in den Bildern wieder: die Dynamik des Kurz-Innehaltens in einer so schnelllebigen Welt."
Evelyn Hoefs: 2015 war ich persönlich an einem Punkt, an dem ich mit Freiburg haderte. Ich dachte darüber nach umzuziehen und im Zuge dessen kam in mir die Frage auf :"Was macht Freiburg für mich eigentlich lebenswert?" Und ziemlich schnell fiel mir ein: Ohne die Universität, das studentische Leben und die Vielfalt der Menschen, die in der Stadt leben, wäre Freiburg nicht dasselbe für mich. Unistädte, wie Freiburg haben für mich eine Weltzugewandtheit und eine Lebendigkeit, die es anderswo nicht gibt. Das wollte ich gerne malen. Ich schrieb also Flyer aus und war erstaunt, wie viele Studenten sich zeichnen lassen wollten. Dass das an dem Ort ihrer Wahl stattfinden konnte, war ein pragmatischer Pluspunkt. Wichtig ist für mich, aus dem Atelier hinauszugehen und mich unter Leute zu bringen. Diese vielen unterschiedlichen Menschen kennenzulernen, gibt mir Energie zum Zeichnen. Die andersartigen Lebenswelten inspirieren mich. Die Motivation, sich porträtieren zu lassen, ist übrigens bei den meisten ähnlich: Neugier!
In dieser kurzen Zeit, haben die Studierenden auch immer von sich und ihrer Lebenswelt erzählt. Umgeben von ihrer vertrauten Alltagswelt entstand fast immer eine gewisse Nähe, die nur in diesem speziellen Setting so möglich war. Ich konnte eintauchen in die unterschiedlichsten Lebensläufe, da waren so tolle Sachen dabei! Zum Beispiel der Medizinstudent, der eine Form von Public Viewing von Dr. House Abenden ins Leben gerufen hat, bei dem die Studierenden anhand von Szenen auch gemeinsam das Stellen von Diagnosen üben und über Symptome rätseln. Oder die junge Studentin, die ehrenamtlich bei einer Hotline für suizidgefährdete Jugendliche tätig ist. Sowas vergisst man nicht.
Evelyn Hoefs, 53, gebürtige Berlinerin, arbeitet und lebt seit neun Jahren als bildende Künstlerin in Freiburg.
Die meisten halten erstmal inne, wenn sie ihr fertiges Porträt sehen, und ich frage dann: "Hast du das Gefühl, dass das Porträt etwas mit dir zu tun hat?". Die Antworten reichen dann von "Wenig." (was allerdings nur selten vorkommt) bis zu "Ja, total." Einige Studenten haben auch mit den vermeintlichen Unkorrektheiten meines Stils gehadert ("Oh, mein Auge ist aber schief."). Aber so ist auch unsere moderne Welt: unperfekt, unstet, mit Brüchen behaftet. Das möchte ich auch in den Porträts zeigen. Würde ich die Porträts nach der Sitzung noch stark nachbearbeiten, würde sich der Ausdruck ändern. Das Porträt würde dann dem Porträtierten nicht mehr gerecht. Mir ist es wichtig, jeden einzelnen Porträtierten in seiner Individualität zu würdigen.
- Was: Ausstellung Gegenüber — Studierende der Universität Freiburg im Porträt der Künstlerin Evelyn Hoefs
- Wann: Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. März 2020, täglich von 8 bis 22 Uhr. Im Anschluss sind Teile davon im Studierendenwerk Freiburg zu Sehen.
- Wo: Universitätsbibliothek Freiburg, EG, Ausstellungsbereich und 1. OG Parlatorium.
- Eintritt: frei