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Fragen und Antworten

Coronavirus: Was kann jeder tun, was sollte jeder wissen?

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  • Mi, 26. Februar 2020, 20:22 Uhr
    Gesundheit & Ernährung

Erstmals werden mehr neue Infektionen außerhalb als innerhalb Chinas gezählt. Auch in Deutschland mehren sich die Fälle. Wie sich der Einzelne schützen kann, wer zu den Risikogruppen gehört und was das für Reisen bedeutet – eine Übersicht.

Wegen mehrerer neuer Fälle in Deutschland sieht die Regierung nun eine „neue Situation“. Foto: adob
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Mit dem großen Coronavirus-Ausbruch in Italien häufen sich nun auch die Infektionsfälle in Deutschland. Das Problem: Vermutlich wird nicht jeder Fall gleich erkannt. Das räumte auch das Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch ein. Lokale Infektionen könnten so zunächst unerkannt bleiben, sagte Lars Schaade, der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, im RBB-Radio. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI dennoch aktuell gering bis mäßig ein.

Wohin wende ich mich, wenn ich den Verdacht habe, infiziert zu sein?
Ansprechpartner ist im Zweifelsfall das örtliche Gesundheitsamt, ansonsten der Hausarzt. Die Adresse der Gesundheitsämter nach Postleitzahlen findet sich hier: www.mehr.bz/gesundheitsamt-plz. Die Gefahr, sich in Deutschland mit Grippe- und Erkältungsviren anzustecken, ist nach wie vor ungleich höher als eine Infektion mit dem Coronavirus. Besondere Verhaltensregeln gelten daher nur für Menschen, bei denen ein konkreter Verdacht besteht: Wer Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sich unabhängig vom Auftreten von Symptomen beim Gesundheitsamt melden. Reisende aus Risikogebieten, bei denen Symptome auftreten, sollten den Hausarzt aufsuchen. Wichtig: Vor dem Gang in die Praxis unbedingt mit Hinweis auf die Reise dort anrufen.

Was sind die Symptome?
Anzeichen einer Infektion sind laut RKI Beschwerden wie Husten und Schnupfen, Halskratzen und Fieber, manchmal auch Durchfall. Damit ist es für Laien unmöglich, die durch das Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 von der regulären Grippe oder einem grippalen Infekt zu unterscheiden, erklärt Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen. Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und ersten Symptomen – beträgt meist zwei bis 14 Tage. Weil eine Ansteckung erst mit dem Auftreten von Symptomen nachzuweisen ist, werden Verdachtsfälle zwei Wochen isoliert.

Wie verbreitet sich das Virus?
Das Virus wird vor allem durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten, Niesen und Sprechen übertragen. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass es auch über das Verdauungssystem weitergegeben werden kann. Zudem gibt es Hinweise, dass es sich einige Tage auf Oberflächen halten kann und somit Schmierinfektionen möglich sind, bei denen es über die Hände an die Schleimhäute gelangt.

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Wer ist besonders gefährdet?
Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse zeigen Infizierte in der weit überwiegenden Zahl der Fälle – mehr als 80 Prozent – nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp fünf Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen. Kinder stecken die Erkrankung gut weg, die chinesische Gesundheitsbehörde berichtet von keinem einzigen Todesfall. Ab einem Alter von 50 Jahren steigt die Sterblichkeit nach den chinesischen Daten an, am höchsten ist sie demzufolge bei den über 80-Jährigen mit 15 Prozent. Männer sind etwas stärker betroffen als Frauen. Gefährdet sind neben alten Menschen vor allem Menschen mit schweren Vorerkrankungen etwa des Herz-Kreislaufsystems oder Diabetes. Experten gehen aber davon aus, dass die Sterblichkeit deutlich niedriger ist als die in China errechneten 2,3 Prozent. Das RKI schätzt diese aktuell auf 1 bis 2 Prozent.
Weiteres Zum Virus

  • Das Landesgesundheitsamt hält für Bürgerfragen zum Corona-Virus werktags von 9 bis 16 Uhr eine Hotline bereit: Tel. 0711 90439555.

Wie kann ich Infektionen vorbeugen?
Es gelten die klassischen Maßnahmen, um einer Infektion vorzubeugen. So hilft es, einen Abstand von ein bis zwei Metern zu Erkrankten zu halten, Händeschütteln zu unterlassen und überfüllte Veranstaltungen zu meiden. Von vielen berührte Gegenstände wie Fahrstuhlknöpfe oder Haltegriffe sollte man besser nicht mit den Fingerspitzen anfassen. Trotzdem gilt: Sich möglichst wenig ins Gesicht fassen, vor allem nicht in Mund, Augen und Nase. Und im Interesse der anderen auf eine gute Husten- und Niesetikette achten: Nicht in die Hand niesen oder husten, sondern in die Ellenbeuge – und sich dabei möglichst von anderen abwenden. Taschentücher sollten nach einmaliger Verwendung entsorgt werden. Wichtig vor allem: Häufiges Händewaschen, am besten mehrmals täglich 20 bis 30 Sekunden mit Seife. Oberflächen können mit Desinfektionsmittel gesäubert werden.



Hilft Lüften?
Ja. Im Büro oder zu Hause sollte regelmäßig gelüftet werden. In geschlossenen Räumen kann die Anzahl der Viren in der Luft stark steigen. Regelmäßiges Lüften wirkt dem entgegen und senkt so das Ansteckungsrisiko. Außerdem verbessert sich dadurch das Raumklima, was ein Austrocknen der Mund- und Nasenschleimhäute verhindert, die zur Abwehr von Viren wichtig sind.



Brauche ich einen Mundschutz?
Dazu rät das RKI nicht. Auch von der Weltgesundheitsorganisation wird das für die Allgemeinbevölkerung nicht generell empfohlen. Der Barriereschutz der Atemmaske verliert sich auch bald, wenn diese durch die Atemluft feucht geworden ist. Um andere vor Ansteckung zu schützen, ist ein Mundschutz allerdings hilfreich: So empfiehlt das RKI Patienten, die als Verdachtsfall eingestuft ist, eine mehrlagige Mund-Nasen-Maske. Dies rät die WHO auch Menschen, die Kontakt zu einem Infizierten hatten. Auch im Umgang mit Erkrankten kann ein Mundschutz einen gewissen Schutz bieten.



Wie kann ich mich auf einen größeren Ausbruch vorbereiten?
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité betonte jüngst, dass sich jeder vorab mit Covid-19 befassen sollte. Etwa damit, wie man Familienmitglieder, die der Risikogruppe angehören, bei einem Ausbruch schützen könne. Experten empfehlen außerdem, sich auf eine mögliche Quarantänesituation vorzubereiten. Etwa eine Monatsmenge benötigter Medikamente bereitzuhalten sowie einen gewissen Vorrat an nichtverderblichen Lebensmitteln anzulegen.

Kann ich derzeit verreisen?
Wie überall, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, ist das Infektionsrisiko auf Bahnhöfen, in Abflughallen, in Flugzeugen und auf Kreuzfahrtschiffen erhöht. Wer daher eine Reise lieber verschiebt und zuhause bleibt, geht auf Nummer sicher. Wer dennoch verreist, sollte die Hygiene-Regeln an diesen Orten besonders streng beherzigen. Schon um Unannehmlichkeiten wie verstärkte Einreisekontrollen und mögliche Quarantänemaßnahmen zu vermeiden, empfiehlt es sich, auf Reisen in Gebiete zu verzichten, für die das Auswärtige Amt entsprechende Reise- und Sicherheitshinweise herausgibt. Die ständig aktualisierten Informationen finden sich unter http://www.auswaertiges-amt.de

Video: Experten der Uniklinik Freiburg sprechen über Corona- und Grippeviren

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Welches sind die Risikogebiete?
Das RKI hat auf seiner Webseite http://www.rki.de Risikogebiete definiert, in denen eine fortgesetzte Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann. Stand Mittwoch sind das in Italien die Provinz Lodi in der Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien. Für die betroffenen Gemeinden haben die lokalen Behörden ein Ein- und Ausreiseverbot verhängt. Weitere Risikogebiete liegen in China, in Südkorea und im Iran.

Haben Reisende Rücktrittsrechte?
Wenn das Auswärtige Amt mit einer Reisewarnung vom Besuch einer bestimmten Region abrät, können Verbraucher den Trip stornieren und erhalten ihr Geld zurück. Eine solche konkrete Reisewarnung existiert derzeit nur für die Provinz Hubei in China. Da die Behörden aber auch von vermeidbaren Aufenthalten im übrigen China abraten, sind die Chancen gut, auch hier Kulanz zu bekommen. Für Italien und Spanien gibt es derzeit keine Reisewarnung, daher kommt es hier auf das genaue Reiseziel an. Der Ausbruch einer Seuche ist zwar "höhere Gewalt" und damit grundsätzlich Grund für den Reiserücktritt. "Wenn die Highlights der Reise in einem Gebiet mit Ein- und Ausreisesperre liegen und diese nicht angesteuert werden können, dann liegt eine wesentliche Änderung der Reise vor", sagt Robert Bartel, Rechtsexperte bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Wenn also ein Ausflug speziell nach Padua geplant ist, lässt sich die Reise kostenlos stornieren, weil der Anbieter die versprochene Leistung nicht erbringen kann.

Ressort: Gesundheit & Ernährung

Dossier: Coronavirus Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 27. Februar 2020: PDF-Version herunterladen

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