Blumentopf lösen sich auf - warum es mich berührt, auch wenn ich kein Hiphop-Fan bin

Fr, 23. Oktober 2015 um 15:10 Uhr

Ich war 21, schüchtern und seit einem Tag fudder-Praktikantin. In meiner Bewerbung hatte ich Musik, lesen und reisen als meine Hobbys angegeben. Eigentlich wollte ich Indie-Konzerte besprechen, musste aber schnell feststellen, dass man sich das nicht immer aussuchen darf.
Ich traf mich kurz vor Konzertbeginn mit fudder-Redakteurin Carolin, sie wollte Fotos vom Konzert machen. Zusammen betraten wir das E-Werk, am Eingang hatte sich schon eine lange Schlange gebildet. Habe ich schon erwähnt, dass ich kein Hiphop-Fan war?
Blumentopf war mir ein Begriff, mehr aber auch nicht. Aufgeregt hörte ich mich zwei Tage lang durch ihr Repertoire - um auch ja alle Songs beim Konzert zu erkennen. Ich schaute mir Videos an, lernte die Namen auswendig, googelte nach der Bandgeschichte.
Wir standen dann ganz vorne, zwischen den Hardcorefans, zwischen Menschen die tranken, rauchten oder kifften. Mir wurde ein Joint gereicht, ich lehnte ab und konzentrierte mich auf meinen Notizblock, den ich gewissenhaft in den Händen hielt. Es war nicht meine Welt, aber es war ein aufregendes Konzert.
Auf der Blumentopf-Bühne blieb, so schrieb ich es später, "kein T-Shirt trocken" und außerdem zeigte der "solide, intelligente und vielfältige Rap der Münchener" den Freiburgern "wo es langging". Auf Partysafari mit Bulmentopf - so nannte ich meinen Artikel damals. Es war der Allererste, den ich je für fudder geschrieben habe.
Und deswegen macht es auch mich heute ein bisschen traurig, dass die Band Blumentopf ihr Ende bekannt gegeben hat. "Wir sind draußen", mit diesem Satz endet das Video, das sie auf ihrer Facebook-Seiteposteten.
Auch wenn ich meinen Artikel jahrelang aus Scham nicht lesen konnte: Ich werde das Blumentopf-Konzert niemals vergessen.
PS: Roger & Schu, zwei Mitglieder von Blumentopf, spielen am 13. 11 in Schmitz Katze.
Mehr dazu:
- fudder: Auf Partysafari mit Blumentopf