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Dreisam

Tod durch Ertrinken: 19-jährige Medizinstudentin ist Opfer eines Verbrechens

Frank Zimmermann

Von

Mo, 17. Oktober 2016 um 18:42 Uhr

Freiburg

Die tote Studentin aus Freiburg ist definitiv Opfer eines Verbrechens geworden. Dies hat die Polizei bestätigt. Tod durch Ertrinken, lautet das Ergebnis der Obduktion. Der Fundort ist wohl auch der Tatort. Ein Sexualdelikt kann nicht ausgeschlossen werden.

Der Dreisamuferweg war auch am Montagmorgen noch abgesperrt. Passanten brachten Blumen an einer Absperrung an. Foto: Thomas Kunz
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Die 19-jährige Studentin der Medizin aus Freiburg, die eine Joggerin am frühen Sonntagmorgen nördlich des Schwarzwaldstadions im Wasser der Dreisam gefunden hat, ist definitiv Opfer eines Verbrechens geworden. Dies hat die Polizei am Montagabend bestätigt. Tod durch Ertrinken, lautet das Ergebnis der Obduktion, weitere Details will die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" noch nicht sagen. Fest steht: Eine klaffende Wunde oder äußerlich auffallende Verletzungen wies die Leiche nicht auf. Die 40-köpfige Sonderkommission ermittelt mit Hochdruck.

Die 19-Jährige war am Sonntagmorgen um 8.20 Uhr von einer Joggerin tot in der Dreisam gefunden worden. Der Fundort war direkt hinter der Nordtribüne des SC-Stadions, unweit der neuen VIP-Lounge. Ein weißes Damenrad wurde nahe der Leiche gefunden. Es gehörte der Toten.

Polizei: Die Studentin war auf dem Heimweg von einer Party

Um die genaue Todesursache festzustellen, hatte das rechtsmedizinische Institut der Universität am Montag den Leichnam der jungen Frau untersucht. Das Ergebnis: Die Studentin ist ertrunken, wie genau, wollte die Polizei am Montag noch nicht sagen. Die Polizei konnte rekonstruieren, dass die 19-Jährige bis 2.40 Uhr auf einer Party im Institutsviertel war, ehe sie sich auf dem Rad auf den Heimweg machte. Alkohol spielte aber keine große Rolle – weder an jenem Abend noch generell im Leben der als gewissenhaft beschriebenen Studentin. Man gehe davon aus, dass der Fundort auch der Tatort sei, sagte Polizeisprecherin Laura Riske. Und: Gegenstände wie Handy oder Geldbeutel fehlten bei der Toten nicht. Ein Sexualdelikt kann nicht ausgeschlossen werden.

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Montagmittag. Anders als am Bilderbuchsonntag ist der Himmel bewölkt. An einer der Absperrungen am Dreisamuferradweg hat jemand einen Blumenstrauß hinter das um einen Baum gewickelte rot-weiße Flatterband gesteckt. Polizisten halten an beiden Seiten des Ottilienstegs Wache, damit niemand die Absperrungen missachtet. Mitarbeiter der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung wollen gerade die Mülleimer an der Dreisam leeren, die nach dem schönen Wetter am Wochenende gut gefüllt sind. Doch nach Rücksprache mit Kollegen sichern Beamte die Müllsäcke.

Bereitschaftspolizei hilft bei der Suche am Fundort

Radfahrer und Jogger halten an den Absperrbändern kurz an und wollen wissen, was passiert sei. Eine ältere Frau hält sich die Hand vor den Mund, als sie die Nachricht hört. "Wenn das meine Freundin hört...", sagt ein junger Passant und spielt damit auf die jüngsten sexuellen Übergriffe in dieser Gegend an, sie hätten junge Frauen in Freiburg verunsichert. Zwei 16-Jährige sitzen bereits in U-Haft, aber die Angst bei der Bevölkerung bleibt.

Die Ermittler hatten nach dem grausigen Fund das Gebiet am Sonntag abgesperrt, um Spuren in der und rund um die Dreisam zu sichern. Auch am Montag sind Kriminaltechniker am Fundort weiterhin im Einsatz, der Dreisamuferweg ist noch immer gesperrt. Beamte durchsuchen den Fluss, die Böschung und die Gegend, auch ein Hund ist im Einsatz.



Neu ist am Montag, dass auch das nördliche Ufer der Dreisam abgesperrt ist – nicht nur der Fußgängerweg, sondern auch die Wiese hin zur Kartäuserstraße. Warum diese erweiterte Absperrung erst am Montag geschieht, nachdem am Tag zuvor dort bestimmt mehrere hundert Sonntagsausflügler unterwegs waren?

"Uns fehlt nichts Konkretes", sagt Polizeisprecherin Laura Riske, aber man wolle zur Sicherheit die Gegend noch einmal nach Gegenständen absuchen, die im Kontext mit dem mutmaßlichen Verbrechen stehen könnten. Das sei alles auch eine Frage der verfügbaren Kräfte, fügt Riske hinzu. Die Freiburger Polizei hat Unterstützung von der Bereitschaftspolizei bekommen.
Eine Studentin ist tot in der Dreisam gefunden worden. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. In Freiburg sind seit Juni 2014 vier Menschen Opfer von Tötungsdelikten geworden. Zur Chronologie

Die Dreisam ist am südlichen Ufer – zum Stadion hin – nicht durch Büsche oder Bäume eingeschränkt zugänglich, der Rad- und Fußgängerweg am südlichen Ufer nur ein paar Meter vom Wasser entfernt. Der Pegel der Dreisam ist gerade sehr niedrig, er liegt bei unter 20 Zentimetern. Die Soko hatte bereits am Sonntag mit den Vernehmungen von Kommilitonen begonnen, um zu erfahren, was die junge Frau vor ihrem Tod gemacht hat und mit wem sie unterwegs war.
Zeugen gesucht

Die Ermittler suchen weiterhin Zeugen, die von Samstagabend bis Sonntagmorgen, 8.20 Uhr, verdächtige Wahrnehmungen in jenem Bereich des Dreisamufers gemacht haben, sie werden gebeten, sich unter Tel. 0761 / 882-5777 zu melden.

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

Dossier: Fall Maria L.

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Di, 18. Oktober 2016:
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