Sie ist am Ende. Und deshalb wird sie jetzt umgetauft. Aber hilft das ihren Kindern? Ein Bericht aus dem Alltag der Hauptschule / Von Wolfgang Bauer
Die alte Klassenlehrerin kommt nicht mehr. Ihre Schüler sprechen verständnisvoll von ihr. Die wusste nicht mehr weiter, sagen sie. Im Unterricht habe sie zum Schluss oft "richtig geheult". Es ist Herbst 2008, Raum 605, Schulbeginn. Die 9b hat nach den Ferien eine neue Lehrerin bekommen. Ein schriller Chor hallt ihr entgegen. "Guten Moaaaargen, Frau Kimmerle." Sie muss in diesem Jahr 22 Jugendliche auf die Abschlussprüfung vorbereiten, nachdem ihre Vorgängerin aufgegeben hat. "Die Letzte", sagt Yavus, 16, der Klassensprecher, der immer kurz vorm Schulverweis steht, "gab uns gute Noten, weil sie Angst vor uns hatte."
So viele Namen gibt es für die Hauptschule. Vom Deppendepot sprechen manche Jugendliche. Im Jargon der Politiker heißt sie mitunter "Aufbewahrungsanstalt" und Pädagogen sehen in ihr auch schon mal die "Restschule". Vor allem aber sind es die Eltern, die die Hauptschule schmähen. Bundesweit hat sie seit den 60er Jahren zwei Drittel ihrer Kinder eingebüßt. Nur noch zehn Prozent aller Schüler besuchen sie, 889 000 im ganzen Land. "Honk" ist als Spottname geprägt. "Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse." Der Arbeitsmarkt hat diese Bildungseinrichtung ...