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Sameday Records: Drei Männer an einer Gitarre

Alexander Ochs

Von

Do, 03. August 2017 um 09:00 Uhr

Der gute Ton (fudder) Der gute Ton

Sameday Records aus Wehr machen melodiösen, radiotauglichen Akustik-Pop – am Hochrhein sind sie schon längst Stars. Porträt einer Band, die irgendwann mal das Hallenstadion füllen will.

Gemeinsame Arbeit an einer Gitarre: Sameday Records bei Sommersounds in Schopfheim, wo sie als Support für Birdy auftraten. Foto: Wolfgang Scheu
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Seit sechs Jahren gibt’s die Band Sameday Records aus Wehr. Seitdem hat das Acoustic-Sounds-Trio mehr als 200 Konzerte gespielt, an der Casting-Show"The Voice" teilgenommen und das Album "Never Ending" veröffentlicht. Ihr Video zu "Demons" läuft auf MTV, Viva und im russischen Fernsehen. Wie ist das passiert?

Der erste Gig war gleich ein Erfolg

Jede Band braucht eine Gründungslegende. Bei Sameday Records geht die so: Die drei Musiker aus Wehr wollten für ein YouTube-Projekt zusammen spielen. Durch Zufall landen sie auf der Bühne und sprengen dabei fast ein Oktoberfest. Das war im Herbst 2011 im Murger Ortsteil Niederhof. "Wir waren direkt nach der Blasmusik dran und fühlten uns am falschen Ort", erinnert sich Daniele Cuviello, 28, Sänger, Gitarrist und Perkussionist des Trios. "Doch kaum hatten wir unser Konzert begonnen, wurde es sofort mucksmäuschenstill", sagt Severin Ebner, der auch singt und Gitarre spielt. "Wir haben ein Bierfest in ein Konzert verwandelt, das war der Knackpunkt. Die Leute waren echt fasziniert."

Und Patrick Huber ergänzt: "Das war ein magischer Moment und sehr prägend für uns. Wir hatten das Gefühl: Wir drei haben eine besondere Wirkung auf die Leute." Vom Studioprojekt zur Liveband in 60 Minuten. So schnell kann es gehen.

Drei Stimmen, zwei Gitarren, ein Cajón – die Zusammensetzung von Sameday Records ist ungewöhnlich. Aus dem minimalistisch anmutenden Setting holen sie das Maximale heraus, manchmal mit Hilfe einer Loopstation. Sie selbst nennen ihre Musikrichtung "Acoustic Sounds"; Folkpop mit leichten Anleihen beim R’n’B und HipHop könnte man genauso gut sagen.

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Drei Sänger, zwei Gitarren, ein Cajón

Sameday Records bauen stark auf Harmonien und Melodien. Ihre Kunst besteht darin, ihre verschiedenen Stimmfarben perfekt zu überblenden, zu mischen. "Wir bringen kein monotones Klangbild, sondern klingen abwechslungsreich", sagt der ausgebildete Toningenieur Patrick Huber. "Wir können mit unserem Setup eine ganze Band ersetzen."

Schloss Ebnet, ein Abend im Juli. Vor einem eher älteren Publikum, um die hundert Leute, treten Sameday Records auf. Hinten hockt Patrick leicht erhöht auf seinem Cajón, links ist Daniele postiert, ganz in Schwarz, rechts Severin mit offenem Hemd und dunklem Hut. Im Nu klatscht das Publikum, schnipst mit. Die drei wechseln die Positionen, rotieren, interagieren. Egal ob stimmlich, an der Akustikgitarre, oder der Ukulele.

Der radiotaugliche Sound der Band funktioniert generationenübergreifend; die einfach gehaltenen Texte tun ihr Übriges dazu. Im Repertoire hat das Trio auch "Fly Away" von Lenny Kravitz, Carly Rae Jepsens 2012er-Hit "Call Me Maybe" oder den Phil-Collins-Klassiker "In The Air Tonight". Die Hits der Megastars liefern die drei als Medley. Was nach billiger Dorffestbespaßung klingen könnte, servieren Sameday Records stilistisch eigen und oft weit entfernt vom Originalsong, eher als Interpretation.

Den Konzertmoment zu zelebrieren, die Zuschauer mit Anekdoten und Geschichten zu unterhalten – das beherrschen die drei tipptopp. Egal, ob sie vor 5 000 Leuten für Andreas Bourani eröffnen, mit den alten Recken von Fools Garden auftreten, vor Birdy beim Sommersound in Schopfheim, auf einem Harley-Davidson-Festival, bei "The Voice" vor vier Millionen Zuschauern – oder eben in Ebnet, wo ab und zu ein Storch vorbeifliegt. "Das ist der größte Baum, für den wir je gespielt haben", sagt Daniele und verweist auf ein stattliches Exemplar im Schlosspark.

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Irgendwann mal will die Band das Hallenstadion füllen

Alle drei machen seit der Kindheit Musik. Severin bekam mit sieben die erste Gitarre geschenkt. Patrick hat mit zwölf das Schlagzeugspielen für sich entdeckt. Daniele hat angefangen mit Heimorgel, Gitarre, Drums – alles selbst beigebracht. "Ein Naturtalent", urteilt Severin. Er selbst lernte Klavier, Schlagzeug, akustische und E-Gitarre und nahm auch noch Gesangsunterricht. "Man will immer mehr", meint Daniele. "Wir sind Freaks, die gerne mal ein Instrument für sich entdecken", sagt Patrick.

Mittig auf der Bühne steht Severin, die Akustikgitarre locker umgehängt, die Arme lässig herabbaumelnd. Fast verdeckt er den kleineren, dicht hinter ihm stehenden Bandkollegen Daniele, der mit beiden Händen die Saiten genau dieser Gitarre zupft. Patrick kommt hinzu und trommelt rhythmisch mit den Händen auf der Holzplatte des Instruments, bis schließlich auch Gitarrist Severin selbst die Saiten bespielt. Drei Musiker beziehungsweise sechs Hände an einer speziell präparierten Gitarre – das ist ihr Highlight. Wäre es kein Instrumentalstück, würde die Poprock-Nummer im Radio wohl rauf- und runterlaufen.

Im Frühjahr haben sie ihr Debütalbum und ein Video zu ihrer Single "Demons" herausgebracht, eine stimmungsvolle Ballade in frostig-schneesatten Bildern. Der Clip hat es irgendwie ins russische Fernsehen geschafft. Und auch ins – mittlerweile bedeutungslose – Musikfernsehen, zu Viva und MTV. Hohe Ziele haben Sameday Records allemal. Alle drei stehen übrigens auf Ed Sheeran und bewundern seine Vielseitigkeit. Severin, wie stets mit einem herrlich ironischen Unterton: "Der spielt 250 Konzerte im Jahr. Da müssen wir noch hinkommen." Und Daniele ergänzt: "Wir würden gerne mal beim ZMF oder beim Stimmen-Festival auftreten." Er hält kurz inne: "Oder im Hallenstadion in Zürich. Es ist noch weit entfernt, aber es ist nicht unerreichbar. Ich traue uns zu, die Leute in solch einer Größenordnung zu bespaßen." Ihrem Erstling haben sie den Titel "Never Ending" verpasst. Das klingt, als wollten sie ihre Geschichte lange fortschreiben.

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Die nächsten Konzerte von Sameday Records:
  • 9. August 2017: Laufenburg (CH), Museum Rehmann
  • 12. August Kehl 2017: Kultursommer

Ressort: Der gute Ton (fudder) Der gute Ton

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Do, 03. August 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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