Nightlife-Guru: Venusexpress im Crash

Mo, 02. Dezember 2019 um 12:19 Uhr

Es hilft ja nichts, wir sind zum Feiern da, also ab auf die Tanzfläche, sagte sich der Nightlife-Guru bei Venusexpress (Symbolbild). Foto: Baptiste MG (Unsplash.com)
Das Vorglühen
Fällt relativ kurz aus, zu viel Zeit fließt ins Outfit. Der Guru hat sich entschieden als Frau zu gehen. Also: In die Leggins zwängen, Glitzer-Kleidchen drüber, Perücke auf, Zewa-Tücher als Brust-Ersatz. Eine Freundin hilft noch beim Schminken. Es kann losgehen.
Die Jungs an der Tür
Sind entspannt. Viel scheint noch nicht los zu sein, als der Nightlife-Guru mit seiner Begleitung gegen halb 1 das Crash erreicht. Keine Schlange, kein Stress, wir sind drin.
Das erste Bier
Der Eindruck bestätigt sich: viel los ist noch nicht. Also schnell an die Bar, wenn das hier so bleibt, muss der Pegel stimmen. Um nicht verloren in den Weiten des Crash am Bier herumzunuckeln, entscheiden wir uns für eine Runde Kicker. Die Strumpfhose engt den Bewegungsradius ein, die langen Haare behindern die Sicht – gar nicht so einfach in diesem Outfit.
Die Crowd
Netzhemden und Leopardenleggins, knappe Röcke und schillernde Kleider, Choker und kleine Peitschen: Das Publikum schöpft aus dem vollen Fundus der Kinky-Verkleidungskiste. Einige sind auch im Hippie-Outfit da, jemand trägt eine riesengroße Afroperücke in Signalgelb. Der Grat zwischen Kinky und Bad-Taste ist manchmal schmal. Aber egal, Hauptsache sie sind verkleidet. Denn das sind längst nicht alle Gäste, auffällig ist der Anteil an gar nicht verkleideten Menschen. Darunter auch einige bös dreinschauende Kuttenträger. Vielleicht gehören die zum Inventar des Crash, aber irgendwie stört das den Vibe. Eine strikter Dresscode wäre sicher eine Idee für die nächste Party.
Sound-Check
Es hilft ja nichts, wir sind zum Feiern da, also ab auf die Tanzfläche. Dort tummeln sich je nach Stimmung 10 bis 15 Menschen, was für den riesen Raum im Crash dann doch etwas dürftig ist. Okay. Immer positiv bleiben: Die Musik ist geil und jetzt gibt es die Möglichkeit, die feine Anlage ohne soundzerstörendes Publikum zu genießen. Downtempo ist angesagt. Der Bass dröhnt durch den ganzen Körper, die Hi-Hats scheppern, das hört (und fühlt!) sich alles ziemlich nice an. Augen zu. Noch besser. Augen auf. Ohje. Augen lieber wieder zu.
Auf’m Klo um halb 2
Dumme Sprüche von druffen Dorf-Ravern aus dem benachbarten Drifters. So eine Party wie der Venusexpress benötigt einen gewissen Rahmen, damit man sich als Gast in seinem Outfit wohlfühlt. Oft gibt es daher ein Awareness-Team, welches blöde Sprüche und plumpe Anmachen durch ihre Präsenz vermeiden soll – so auch beim Venusexpress. Das hilft allerdings wenig, wenn man sich die Toilette mit Besuchern aus einem anderen Club teilen muss, die auf das Spektakel nicht klarkommen und sich Scheiße verhalten.
Die Shows
Zur Unterhaltung zwischendurch gibt’s ein paar Showeinlagen: Die erste Tanzperformance ist ganz nett, die zweite Show einer Frau im Spiegel-Kleid und mit LED-Schwingen ziemlich spektakulär und ein geplanter Auftritt der Sängerin Zweatlana kann wohl auf Grund von technischen Problemen nicht stattfinden.
Flirtfaktor
So richtig amouröse Atmosphäre will nicht aufkommen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: zu wenige Leute. Als jemand den Notfall-Joker zieht und den Raum komplett einnebelt, rücken dann doch alle ein wenig zusammen. Wir lernen einen Jungen und zwei Mädels kennen, offensichtlich eine Ménage à trois, wie der Franzose so schön sagt. Aber der Nebel verzieht schnell wieder, die Gespräche stocken, der Moment ist vorbei. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.
Kassensturz
20 Euro Eintritt sind viel für eine Party in Freiburg. Klar, für ähnlich geartete Partys wie den Tuntenball muss man das inzwischen auch berappen. Hier kauft aber keiner die Katze im Sack, sondern weiß, was er bekommt. Das könnte ein Grund dafür sein, dass nur so wenige Menschen zum Venusexpress gekommen sind. Dafür traumhafte Getränkepreise: Fünf Euro für eine Vodka-Mate oder ähnliche Drinks, um die zwei Euro für ein Bier.
Pauschalurteil
Party mit Potenzial, aber (noch) zu wenigen Gästen.
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