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"Weltweite Freundschaften"

Ein Filmemacher hat einen Film über alle 12 Partnerstädte Freiburgs gedreht

  • Fr, 16. Februar 2018, 14:32 Uhr
    Freiburg

Bülent Gencdemir von der Freiburger Firma "Südfilm" produziert im städtischen Auftrag einen Film über Freiburgs Partnerstädte. Im April soll dieser fertig sein und in der Stadt öffentlich gezeigt werden.

Filmarbeiten in Wiwili Foto: Bülent Gencdemir
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Im Iran hatte er erst ein mulmiges Gefühl und wurde dann überwältigt von Freundlichkeit. In Japan war alles akkurat. Und in Südkorea wurde er empfangen wie ein König. Bülent Gencdemir (40) ist monatelang durch die Welt gereist. Er hat in jeder der zwölf Freiburger Partnerstädte gefilmt. 1245 Minuten Material kürzt er nun auf 90 Minuten. Bülent Gencdemir ist Geschäftsführer der Freiburger Firma "Südfilm" und produziert im städtischen Auftrag den Film "Weltweite Freundschaften" über Freiburgs Partnerstädte.

"Schön war es überall" Bülent Gencdemir

Früher arbeitete Gencdemir bei TV Südbaden – heute hat er eine Privatfirma

Padua war der Auslöser: Dieses Jahr wird die Partnerschaft zwischen Freiburg und der italienischen Stadt 50 Jahre alt. Bülent Gencdemir freute sich über die Film-Anfrage der Stadt, sie hat ihm hochinteressante Reisen ermöglicht. Er wurde in Kehl geboren und hat türkischstämmige Eltern, früher hat er für den Fernsehsender TV Südbaden gearbeitet. Inzwischen dreht er mit seiner eigenen Filmfirma und hat drei feste und etliche freie Mitarbeiter. Typische Aufträge seien Liebesfilme für Privatsender, Musikvideos oder Dokumentarisches fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen, sagt er.

Die Reisen in die Partnerstädte hat Bülent Gencdemir allein gemacht, sein Team wurde jeweils vor Ort zusammengestellt. Dazu gehörten auch Dolmetscher und Fahrer. Er hat viel erlebt in den vergangenen Monaten, und eines betont er: "Schön war es überall." Das gilt auch für die nahen Partnerstädte wie Innsbruck mit seiner "wunderbaren Landschaft" und dem "sympathischen Dialekt" und das lebendig-italienische Padua. Oder für das ebenfalls halbwegs nahe englische Guildford, wo er in einer Brauerei Bier mit Schokoladengeschmack getestet und herausgefunden hat, dass der mit seinem Kinderbuch "Alice im Wunderland" weltberühmt gewordene Schriftsteller Lewis Caroll dort 1898 gestorben ist.

Der erste Kurz-Trailer des Filmprojekts

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Am spannendsten aber war’s dann doch weit weg. Im südkoreanischen Seoul musste er sich an das stark von Knoblauch geprägte Essen gewöhnen. Im amerikanischen Madison wurde er sofort vom Präsidenten der Freiburg-Madison-Gesellschaft nach Hause eingeladen statt ins Hotel. Im iranischen Isfahan diskutierte er über Politik und Religion, obwohl er genau davor gewarnt worden war, und stellte fest: Alle, mit denen er zusammenkam, waren mit ihrem umstrittenen Regime einverstanden.

Wiwili beeindruckte den Filmemacher am meisten

Das hat ihn zum Nachdenken angeregt über die Frage, wie weit auch problematische Unterschiede akzeptiert werden sollten, wenn Freundschaften entstehen können. Für ihn ist die Antwort klar: "Es funktioniert." Weil Partnerstädte schaffen, was der Politik nur selten gelinge: Dass sich Menschen gut verstehen, unabhängig von ihren Hintergründen und der Politik.

Am meisten aber hat Bülent Gencdemir Wiwili beeindruckt, die Stadt in Nicaragua, in der sich immer noch alle voller Dankbarkeit an die Freiburger Berndt Koberstein und Tonio Pflaum erinnern, die in den 1980ern bei ihrem Einsatz für bessere Lebensverhältnisse von rechtsextremen Contras ermordet wurden. Was Bülent Gencdemir dort erlebte, hätte er nicht für möglich gehalten: Stundenlange Fahrten über Stock und Stein, weil es keine Straßen gibt, weder Stromversorgung noch Abwassersysteme. Er war in einer Gästehaus-Baracke untergebracht, ohne Licht oder Handyempfang, mit Fledermäusen an der Decke. Und er war sehr berührt von den herzlichen Menschen, deren Lebensbedingungen ihn sehr betroffen machten. Nach seiner Rückkehr hat er eine Patenschaft für die dreijährige Sofia übernommen, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufwächst. Mit 30 Euro im Monat wird ihr die Verpflegung und später der Schulbesuch garantiert.

Im Film bleiben für jedes Land im Durchschnitt nur sieben Minuten Zeit. Doch auch er soll um die Welt reisen, so wie es Bülent Gencdemir getan hat. Bis April soll der Film fertig werden und auf jeden Fall auch in Freiburg öffentlich gezeigt werden.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Februar 2018: PDF-Version herunterladen

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