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Typologie der Hausparty-Besucher

Marius Notter

Von

Do, 02. April 2015

fudder

Die besten Partys finden immer bei irgendwem zu Hause statt – Fudder stellt die Leute vor, die du triffst, wenn bei dir gefeiert wird.

fudder, Party, Panda, Fete  | Foto: niinoo / photocase.com
fudder, Party, Panda, Fete Foto: niinoo / photocase.com

Durch gute Hauspartys kannst du in deinem Freundeskreis zur Legende, deinen Nachbarn zur Persona non grata und bei der Polizei ein guter Bekannter werden. Wer jedoch sorgt dafür, dass eine Party legendär gut, unglaublich abgefahren oder einfach nur öde wird? Klar, das sind die Gäste, die du eingeladen hast – und die Personen, die mit ihnen kommen, die du selbstverständlich nicht eingeladen hast.

Der Zu-Früh-Kommer
Es ist 22 Uhr. Die Party soll um 22.30 Uhr losgehen, doch es klingelt an der Tür. Die WG-Belegschaft wuselt durcheinander, der eine auf der Suche nach dem linken Socken, die andere hat gerade erst geduscht und merkt, dass ihre Unterwäsche noch im Trockner liegt. Vor der Haustüre steht der Zu-Früh-Kommer. Er hat kein Mitleid verdient, wenn er alleine auf der Bierbank sitzt und an seinem einzigen mitgebrachten Bier nuckelt. Wer zu früh kommt, den bestraft die Party-WG.

Die Homies vom Dorf...
... kommen recht pünktlich und schwer beladen. Mindestens einen Kasten edelstes Waldhaus unter dem Arm, zerdrücken sie dir beim Handschlag deine Finger. Während du dein Glück, endlich wieder gutes Bier zu trinken, noch gar nicht fassen kannst, pflanzen sie ihre Hintern auf die heiß geliebte Bierbank und stecken sich die erste Gauloises aus dem BigPack an. Da bleiben sie dann für den Rest des Abends. Häufigster Satz: "Bringsch ma noch ä kleins Bierle vun Drusse mit!" Schade, dass sie keiner versteht.
Der Schnorrer
"Oh, Nein! Ich habe vergessen, was mitzubringen. Hast mir ma ne Mische?", sagt er, noch bevor er die Jacke ausgezogen hat. Das löst bei so ziemlich jedem Gastgeber Aggressionen der Stufe 9 von 10 aus. Dabei ist der Schnorrer doch eigentlich ein netter Kerl.

DJ Hausparty & DJ Lassmichmalkurz
DJ Hausparty hat einen ziemlichen Stress-Job. Schließlich trägt er maßgeblich dazu bei, dass die Party legendär wird – und darf’s zugleich nicht so arg übertreiben, dass die Polizei schon vor Mitternacht auf der Matte steht oder irgendein trunkener Partygast beim Ausrasten seinen Aldi-Rotwein über die Laptoptastatur kippt. Sein schwerster Job aber ist der Kampf mit seinem Erzfeind, DJ Lassmichmalkurz. "Lass mich mal kurz, ich hab den Burner-Track, Alter!", sagt der, greift zum Laptop, und tippt mit klebrigen Fingern "Cotton Eye Joe" in die YouTube-Suchleiste ein. Wehr dich, DJ Hausparty, wehr dich!

Die Queen
Sie ist das schönste Mädchen der Party. Sie ist cool, sie trinkt dezent, lacht gerne, schart eine Gruppe Freundinnen als Leibgarde um sich und wickelt die Jungs mit einem Blick um den Finger. Jede Hausparty hat eine Queen, die die Party routiniert regiert. Ist ihr Drink einmal leer, streitet sich eine wilde Meute von Kerlen darum, wer den neuen Gin-Tonic für sie mixen darf. Und kommt eine männliche Schnapsdrossel ihr einmal zu Nahe, erteilt nicht die Queen, sondern eine ihrer Freundinnen die Abfuhr.

Das Pärchen
Mitten in der Nacht sind die Beiden plötzlich weg. Aber nicht auf dem Weg nach Hause: Das Pärchen nutzt die Gunst der Stunde, ihr "Da hatte ich schon Sex"- Repertoire um einen neuen Ort zu erweitern. Am liebsten in deinem Bett, auf deinem Kopfkissen oder im WG-Bad, das sie ewig lang blockieren.

Der Fremde
Irgendwann ist er einfach da. Niemand kennt ihn, niemand weiß, wie er heißt. Fragt man ihn, wer er ist, sagt er nur: "Ich kenn’ den Veranstalter."

Der Nachbar
Es ist kurz nach 1 Uhr, als er plötzlich im total zerstörten Flur steht, die Haustür muss offen gestanden haben. Seine Haare sind wirr, sein Kopf knallrot, die Hände zu Fäusten geballt, er trägt eine Pyjama-Hose. Der Nachbar geht zum Sicherungskasten, legt wahllos ein paar Sicherungen um und brüllt: "Wer ist hier verantwortlich?" 30 Sekunden ist absolute Stille. Dann klickt der DJ die Sicherungen wieder rein und dreht die Musik wieder auf, noch während die WG-Bewohner sich vom Nachbarn anhören müssen, dass andere Menschen im Haus schlafen wollen und er das nächste Mal die Polizei rufen wird. In dem Moment, als er die Haustüre schließt, dreht der DJ so richtig auf. Erst durch den Besuch des Nachbarn wird eine Hausparty zu einer richtigen Hausparty.
Der Post-Privacy-Partygast
Während die Party so richtig brennt, schleicht sich der Post-Privacy-Partygast auf leisen Sohlen in dein Zimmer. Er will nicht schlafen – er will spielen, und zwar mit dem Inhalt deines Schrankes. Er checkt erst mal – im Gegensatz zu dir – deine Kontoauszüge, findet dein Kuscheltier unter dem Kopfkissen, versteckt es und zieht schließlich deinen Neoprenanzug an. Warum er das tut? Keine Ahnung. Aber in dem Moment, als er auch noch deine Tauchausrüstung inklusive Flossen anzieht und auf der Tanzfläche erscheint, ist er ganz klar der King der Party.

Die Sitzenbleiber
Durch das verrauchte Küchenfenster blitzt der erste Sonnenstrahl, als der Sitzenbleiber eine neue Pulle aufmacht. Die Gastgeber beten insgeheim schon seit zwei Stunden, dass er doch (Bitte! Bitte!) endlich nach Hause geht oder wenigstens mit dem Kopf auf dem Tisch einschläft. Aber er hält durch. Schließlich sind es die Gastgeber, die einnicken, während er weiter trinkt.

Der Aufräum-Held
Der Aufräum-Held taucht nicht zu pünktlich auf, trinkt gemäßigt und mag alle und alles. Um halb drei greift er seine Jack-Wolfskin-Jacke und radelt heim. Am nächsten Tag klingelt er dich um 13 Uhr aus deinem Todesschlaf am Küchentisch. Nachdem du aus der Embryonalstellung auf alle Viere gewechselt bist und ihm die Tür geöffnet hast, hilft er dir beim Aufräumen. Er ist der mit Abstand allerbeste Partygast.

Noch mehr Partytypen, wie "Der Koch", "Der Terminator" und "Die Flirterin", gibt’s unter fudr.fr/hauspartytypologie

Ressort: fudder

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 02. April 2015:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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