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Vom Hörsaal ins Aufnahmestudio in der Karibik

  • Till Neumann

  • Mi, 19. Mai 2010
    Neues für Schüler

Leander Neumann war eigentlich nur für ein Auslandssemester auf Martinique – jetzt hat er dort einen Job als Musikproduzent.

Leander wird von seiner neuen Crew auf Händen getragen.   | Foto: privat
Leander wird von seiner neuen Crew auf Händen getragen. Foto: privat
Für den Freiburger Französisch- und Musikstudenten Leander Neumann ist ein Traum wahr geworden. Während eines Auslandssemesters auf der Karibikinsel Martinique hat er die Betreiber eines Hip-Hop- und Dancehall-Labels von seinen Qualitäten als Produzent überzeugen können. Anfang des Jahres hat er dort einen Vertrag unterschieben – von September an wird der 22-Jährige zwei Jahre auf Martinique als Produzent arbeiten.

Seit Ende März ist Leander wieder in Freiburg. Bis zum Sommer will er seinen Bachelorabschluss haben, dann geht’s zurück auf die Insel. Nach dem halben Jahr in der Karibik ist der gebürtige Lörracher zwar nicht braun gebrannt, aber überglücklich. Mit leuchtenden Augen schwärmt er: "Hätte mir jemand vor meiner Reise gesagt, dass ich in der Karibik einen Produzentenvertrag unterschreiben würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Eigentlich bin ich ja zum Studieren hin. Klar hatte ich mir erhofft, vielleicht mit ein oder zwei Künstlern in Kontakt zu kommen, um einen Song aufzunehmen. Dass ich aber tatsächlich einen richtigen Vertrag bekomme und im größten Studio der Insel produzieren kann, das habe ich nicht erwartet. Der absolute Wahnsinn."

Während des Erasmusaufenthalts an der Université des Antilles et de la Guyane nahe der Inselhauptstadt Fort de France lernt Leander eine Sängerin kennen, die ihm ihre Musikerkollegen vorstellt. Ein Gruppe von zehn Rappern und Sängern, die ein Label (A.T.O. First) gegründet haben und etwas aufbauen wollen. Studio und Equipment sind da, aber einer fehlt noch: der Produzent. "Ich war quasi das fehlende Puzzlestück in ihrem Konzept. Ich produziere ihnen alles von Hip-Hop über RnB bis Dancehall. Meine Flexibilität hat sie beeindruckt."

Die musikalische Vielseitigkeit von Leander (Künstlername: Troove) kommt nicht von ungefähr. Seit seinem achten Lebensjahr nimmt er Klavierunterricht, seine musikalische Grundlage liegt im Rock, Pop und Jazz, seine Leidenschaft aber gehört seit langem dem Hip-Hop. Seit sechs Jahren macht er Beats, die er meist komplett selbst komponiert und mit dem Keyboard einspielt. Seine erste Veröffentlichung hatte er im Dezember auf einem Album der Freiburger Hip-Hop-Band Buddah Woofaz. Nur drei Monate später: der erste Vertrag.

Ab September sollen sich die Veröffentlichungen dann häufen. Mit den Künstlern in Martinique, die bis dato noch auf den großen Durchbruch warten, sind mehrere Alben geplant. "Wir haben dort ein super Studio, die Künstler sind talentiert. Sie wollen den Markt erobern, mit meiner Hilfe."

Um mit den karibischen Musikern Erfolg zu haben, wird aber nicht nur Leanders Musikalität gefordert sein, sondern auch seine Mentalität. "Wir Deutschen sind ja eher stressig und übergenau. Die Leute dort sind unglaublich entspannt, gehen die Sachen ziemlich locker an. Das spiegelt sich auch in deren Arbeitsweise wieder. Meine Aufgabe ab September wird deshalb unter anderem sein, Struktur reinzubringen. Das wirklich fleißige und zielstrebige Arbeiten ist dort nicht immer selbstverständlich."

Wenn Leanders Plan aufgeht, wird sein Karibikabenteuer ein Erfolg. "Ich glaube an das Projekt. Gerade auch, weil verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. Das erzeugt kreative Prozesse."

Doch trotz aller Euphorie weiß Leander auch um das Risiko. "Man wird sehen, ob das Projekt Früchte trägt. Der Markt dort ist klein, CDs werden nur wenige gekauft. Größere Einnahmen gehen nur über Konzerte. Aber falls das Ganze kein großer Wurf wird, komme ich nach zwei Jahren einfach nach Freiburg zurück und mache meinen Master. Eine Riesen-Erfahrung wird’s allemal."

Probehören kann man      Leanders Sound auf      http://www.myspace.com/troove

Ressort: Neues für Schüler

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 19. Mai 2010: PDF-Version herunterladen

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